idee // NEUES A FOREST VERFÜGBAR


Dirk von Gehlen meets "Surfaces"Zugegeben, wir sind hier a bisserl spät dran. Längst habt ihr vermutlich über Twitter, Facebook, bei detektor.fm, oder KEEPITINDIE, itsours.de, Soundkartell von I AM A FOREST gehört. Nach längerer Pause ist A FOREST wieder mit neuer Musik zurück und das in neuer Besetzung (Arpen an Gesang und Tasten löst Franzi ab) – und dieser Neustart sollte nicht nur das Produkt sondern auch die Prozesse betreffen.

Die drei Herren waren es leid, sich dem Kreislauf „Geld vorstrecken – Produktion & Tonträgerherstellung – Touren, um das Geld wieder herein zu holen – Zurück auf Anfang“ einfach so hinzugeben und haben schon eine Weile überlegt, was man anders machen kann. Da kam dann die Lektüre von Dirk von Gehlens „Eine neue Version ist verfügbar“ hinzu: Ein Buch, das so enstanden ist, wie seine Kernthese es behauptet: Im digitalen Zeitalter müssen Kulturprodukte nicht mehr als fertige „Blackbox“ auftauchen, sondern ihr Herstellungsprozess kann und sollte offen gelegt werden. Nicht mal nur zum Vorteil der Hörer und Konsumenten, sondern einfach um der Produkte willen, die dadurch besser werden.

Das amalgamierte in unserem Kopf mit Ideen und Bestrebungen, die wir in Form von Crowdfundingprojekten, Releasing a Record und unveröffentlichten Spinnereien schon angetestet hatten – Nur diesmal schien uns die Gelegenheit günstig, tatsächlich den gesamten Prozess der Erstellung des kommenden Albums in einem eigenen Projekt, ohne die zeitliche Limitierung einer Crowdfundingphase darzustellen und vor allem zugänglich zu machen.

Wir ordneten unsere Ideen in einem Manifest [PDF] und luden sie dadurch auch mit etwas Pathos auf: Es geht für uns schließlich um etwas, nämlich auszuprobieren inwiefern wir unser eigenes Lebens- und Erwerbsmodell als unabhängige Musiker mithilfe in anderen Bereichen längst genutzter Kanäle verbessern können. Es geht bei I AM AFOREST darum, durch die Öffnung des kreativen Prozesses und Schaffung einer Plattform den starren Rhythmus aus Vorfinanzieren/Erlösen zu brechen und für Hörer neue Zugänge zu unserer Musik zu schaffen, indem frühe Versionen der Songs zu hören sind. Auf der Suche nach einer Symbolisierung und Visualisierung der Teilhabe an diesem Weg haben wir eine kleine Umrechung für tatsächliche Erlöse und „weichere“ Faktoren wie Streamplays, Facebook-Fans etc. geschaffen: Become a Leaf.

Nun sind die ersten vier Wochen ins Land gegangen und wir sind sehr glücklich mit dem Feedback. Nicht nur auf Ebene der Teilhabe, sondern auch der kritischen Auseinandersetzung: Einige machten deutlich, dass sie als Hörer an einem solchen Prozess nicht unbedingt interessiert sind und lieber einfach die fertige EP hätten. Bitteschön. Anderen war das Manifest zu viel Nabelschau, was wir verstehen können. Besonders in der Bündelung der Aufmerksamkeit rund um den Start des Projekts muss es zwangsläufig schwammig und hochtrabend klingen, wenn da ein Netzwerk aus Leipzig sagt: „Hoppla, wir probieren Musikmachen und -veröffentlichen mal neu.“

Unser Ziel ist ja aber gerade, diesen Weg den wir ausprobieren zu banalisieren, ihn alltäglich zu machen und das hat sich ganz gut eingegroovt. Auf I AM AFOREST sind neue Skizzen erschienen, die Songs entwickeln sich weiter. Dirk von Gehlen, der Wind von unserer Adaption bekommen hat, hat Fab für sein Blog interviewt und besser als dort kann man eigentlich nicht einfangen, was mit der „großen Idee“ I AM A FOREST ganz praktisch passieren soll:

„Wie geht es weiter?

Wir denken langfristig. Wir wissen, dass es am Anfang erstmal alles sehr kompliziert klingt, wir wissen, dass die Presse uns nach dem Tag der Albumveröffentlichung fragen wird und CDs bestellt. Obwohl diese Dinge mit I AM A FOREST für uns weit in den Hintergrund treten. Wir werden das unter allem Umständen so weiter machen. Wir treffen uns in einem Jahr und schauen uns an, was passiert ist. Mit uns. Mit der Musik. Mit der Welt.“



c 2007-2014 Analogsoul - Label, Basis, Meer