Bild: Mit den Zweien sieht man besser // Christian Seeling // Copyright
LILABUNGALOW waren gestern im ZDF Morgenmagazin zu Gast, um den Titeltrack des Albums »Peace to Gold« zu spielen (Facebook-Video; Mediathek). Eine herrliche Sache, seine Musik im Fernsehen live spielen zu dürfen. Eine herrliche Sache auch, wenn das unter den Bedingungen öffentlich-rechtlicher Unterhaltung stattfindet. Denn dabei kommt es zwangsläufig zur ein oder anderen Absurdität, die den Besuch unvergesslich macht.
Zunächst einmal: Alle Leute hinter und vor den Kulissen waren super nett und allein die Häufigkeit, mit der die vorbereiten Brötchen zur Künstlerverpflegung von Backstage zu Bühne und zurück geräumt wurden, überstieg das Maß an Zuwendung, dass wir uns hier normalerweise angedeihen lassen. Und Dave hat ein Lob für seine Rückansicht in den Leggins bekommen. Frage an Drummer Reen: „Wie kannst Du Dich eigentlich konzentrieren, wenn Du immer so einen Wahnsinns-Hintern vor Dir siehst?“ – Leider nicht on air.
Außerdem hat sich das Team gefreut, dass LILABUNGALOW nett waren und gute Musik machen. So sind zum Beispiel die CD und die Vinyl, die eigentlich als Anschauungsmaterial für die Sendung dienten, still schweigend dort verblieben. Das ist ein gutes Zeichen!
HUMOR
Etwas nachdenklich macht aber die Rolle, die Humor im Morgenmagazin-Kosmos einnimmt. Kommt er subtil daher, wird er geflissentlich übergangen oder gar nicht erst verstanden (oder übergangen, weil man fürchtet, er würde nicht verstanden). Als Humor tritt er nur durch ein explizites Lachen ausgezeichnet auf, wie beim Teasing kurz vor halb Neun (nicht im Video):
Moderator: „…der Sänger ist eigentlich Grundschullehrer, der Bassist eigentlich Schlagzeuger und der Schlagzeuger [1s] wissen wir nicht, aber er hat ne goldenen Krawatte um.“ *lacht*
*Klatschen*
*Kamera schwenkt weg*
Klar beim Improvisieren von nem Gag kann einem der mal rausrutschen, und ehrlich: Schlagzeuger sind so ein bisschen anfällig vergessen zu werden, sie sitzen schließlich hinter der Trommel und machen immer dasselbe. Vermutlich zumindest. Wenn der Moderator, ein ausgebildeter Journalist, dann aber bei seinen zwei wichtigsten Fragen an die Band bleibt („Wahnsinn, goldene Klamotten“ und was die Jungs beruflich gelernt haben) und der Sänger das mit sanfter Ironie goutiert und das Gegenüber das wiederum nur regungslos geschehen lässt, das ist dann schon ein bisschen schade. Immerhin die Moderatorin hat es gemerkt, ist mit ner anderen Frage (zur Musikrichtung!) eingesprungen und sagt mit offenem Mikro im Abgehen: „Lustig“. Fanden wir auch.
PUBLIKUM
Abfällige Bemerkungen über das vermutete oder tatsächliche Publikum von öffentlich-rechtlichen TV-Sendern zu machen, ist mittlerweile ein so alter Witz, dass er sogar im ZDF regelmäßig gemacht wird. Das Publikum im MoMa-Café schien diese Klischees auf den ersten Blick allerdings vorauseilend bestätigen zu wollen. Klatschen, wenn man gebeten wird, ansonsten regungslos das Ende herbeibeten. Wir hoffen die drei Studiogäste bei 3:35 Min nehmen es uns nicht übel, aber wir haben neulich dieses Sprechblasentool im Internet gefunden. Die Inhalte sind natürlich frei erfunden. (Hoffentlich.)
Was man als Fernsehzuschauer (und vermutlich als jemand, der Karten für das MoMa-Café bucht) nicht weiß: Das Studiopublikum muss ziemlich lange im Eingangsbereich ausharren, nimmt erst kurz vor der Schalte ins Café Platz und hat ab dann für eine halbe Stunde ein ziemlich durchgetaktetes Programm. Ne TV-Sendung eben, quatschen oder erstmal eine Dampfen ist da nicht. Inklusive dem lustigen Wahr-oder-Falsch-Spiel, an dem diesesmal ein sympathischer junger Mann („Ich bin kein Hipster!“) teilnahm.
REAKTIONEN
Fernsehen mag dank Netflix und Co. langsam auf dem absteigenden Ast sein, aber die Reichweite ist immer noch *hüstel* höher als die dieses Blogs zum Beispiel. Und lustig ist halt, wen man so erreicht. Erst einmal die aufmerksamen Kollegen aus dem Unterhaltungssegment, so wie zum Beispiel Markus („Ich geb Gas, ich will Spaß“) und Christina Rommel (Erfurter Rock/Pop-Sängerin) die LILABUNGALOW auf die Facebook-Seite gratuliert haben. Das hat uns ehrlich gefreut.
Ähnlich wie bei Kaufhausdiebstahl scheinen allerdings auch Facebookcomments bei Öffentlich-Rechtlichen als „Opferlose Straftat“ betrachtet zu werden. Neben zahlreichen lustigen Comments von euch („Ein wenig als wäre Olivia Jones bei einem Treffen der Teaparty aufgetreten“; „Geil zu sehen, wie die Crowd komplett durchdreht.“) gibt es auch Comments, die betroffen machen. Die finden sich vor allem auf der ZDF MoMa-Seite:
Gleich als erstes der Klassiker: Der Prä-Pegida „Wir werden doch alle verarscht“-Kommentar mit fragwürdiger Interpunktion. Dass die mit seinen Kohlen vor allem Champions League-Rechte bezahlen und für Oli Kahn ne Beißschiene, weiß Kommentator Devrim sicherlich. Und was den Vorwurf des Einkaufens angeht: Wir können guten Gewissens sagen, nichts bezahlt zu haben. Wobei eventuell erwartet wurde, dass Dave sich im Nachinein erkenntlich zeigt. Aber das ist erstens seine Angelegenheit und zweitens würden wir darüber nie eine Andeutung verlieren. (Danke Dave, Du hast es für die Band getan!)
Und dann gleich der nächste Treffer: Die kristallgläubige Betroffenheits-Tante mit übergroßem Mitteilungsbedürfnis. Wenn im ersten Comment noch unklar bleibt, was und wer mit „dem realen Leben“ gemeint ist, wird die gute Frau im Nachgang deutlicher:
Aaaah ja: Leute die es schwer haben im Leben und unmenschliches Leisten, um aus ihren Tiefs herauszukommen. Da hat die Kommentatorin wohl nicht richtig aufgepasst hat, das ist bei LILABUNGALOW doch der Fall!