gestern drüben beim kraftfuttermischwerk einen grandiosen ddr-fernseh-beitrag über die sog. „schallplattenunterhalter“ in der ddr gefunden – unter diesem titel (kurz: SPU) firmierte zu ostzeiten der diskjockey. und wie aus dem filmchen schnell klar wird, ging es dabei längst nicht nur um musik: „…bevor man also an die gestaltung, oder an die frage einer gestaltung eines themas in der diskothek herangeht, muss man erstmal anfangen, was will ich im sinne der zielstellung auf die möglichkeiten echt selbstkritisch einschätzen…“
httpv://www.youtube.com/watch?v=AWfTvn3D-0o
das ganze wirkt aus heutiger sicht natürlich hochgradig absurd, aber für die jungen menschen der ddr war das realität. wir haben uns umgehört und einen echten SPU (siehe foto!) aufgetrieben, der mit uns – angeregt vom youtube-schnipsel – seine erinnerung teilte:
„genau so verblödet war es damals! man musste sich unter allen umständen von den diskotheken ‚des klassenfeindes‘ abheben und richtige programme entwerfen. wer das schaffte, und den ‚richtigen ton‘ traf und sich dann an das vorgeschriebene interpretenverhältnis ost/west 60:40 hielt,war der übliche langweilige SPU.
das handwerk, war natürlich etwas anders als heute. platten auflegen machte aufgrund des chronischen mangels selbiger nur den kleineren teil der arbeit aus: meistens suchte ich tonbandgeräte nach der stelle ab, wo das nächste vorgemerkte lied endlich kommt. und dann noch den start nicht verpassen!
ich darf dir mit nicht allzu geringem stolz sagen, dass ich bei der damaligen einstufung beim „kabinett für kulturarbeit“, nach einem einwöchigen lehrgang, so eine veranstaltung wie im video zu sehen, gleich die höchste einstufung schaffte. das gelang mir unter anderem, weil ich die nachricht von der scheidung von frank schöbel und chris doerk – dem traumpaar des ddr-schlagers – als zwischenansage brachte.
ich war damals wirklich sehr stolz, denn der ausweis war mein erster ’selbständigenausweis‘, der dazu berechtigte, mit ‚disko machen‘ geld zu verdienen. ich glaube 8,50 ddr-mark für die arbeitszeit plus 20 mark für tonträger und 20 mark für die anlage. selbstständig sein war in der ddr nicht so einfach.
dann kam leider gleich die armee und klopfte an und ich ging 3 jahre und … verlor die heißgeliebte freundin nach 4 monaten und die lizenz zum plattenspielen auch. ich habe jedoch auch bei der armee (siehe foto) und später im studentenkeller weiter gemacht. ohne geld und bis zum morgengrauen. ich glaube das hat sich nicht geändert, oder?„
P.S.: das im fernseh-beitrag bis zur schmerzgrenze wiederholte „was noch zu sagen wär'“ ist der refrain eines gleichnamigen songs von renft.