keiner meint an der fußball-weltmeisterschaft in südafrika vorbeizukommen. wir auch nicht.
auch viele musikjournalisten und blogger haben es sich nicht nehmen lassen, südafrika musikalisch aufzubereiten. anfangs war ich wenig begeistert davon, dass alle ins fahrwasser dieser ja vor allem kommerziellen großveranstaltung springen und einem dann erzählen, wer in südafrika so gut ist, dass man ihn unbedingt kennen muss, aber vorher noch nie darüber berichtet haben.
sei es drumm, am ende ist es ja doch sehr interessant, was andere länder – besonders afrikanische – für stilmixe und bands hervorbringen. anbei mal das, was bei den ganzen südafrika-empfehlungen bei mir positiv hängen geblieben ist. gleich vorweg:
die antwoord ist nicht dabei. diese südafrikanische konzeptband hat es mit ihrem kunstvoll verstörenden äußeren und der thematisierung des white trash in südafrika im vergangenen winter zum internet-hype geschafft. die musik – eine poppige mischung aus elektronisch durchsetztem rest-hiphop – ist mir einfach zu belanglos.
die BLK JKS (black jacks) sind eine vierköpfige afro-rock-noise-jazz-combo aus johannesburg, die es mit ihrem unverkrampften stilmix bis zum new yorker indie-label secretly canadian geschafft haben. spätestens seit ihrer single „lakeside“ vom februar 2008 sind die BLK JKS kein geheimtipp mehr. die single erfuhr noch eine besondere form der wertschätzung durch die auswahl für den soundtrack des computerspiels fifa 2010 – die reihe gehört zu den meistverkauften spielen überhaupt.
was die BLK JKS aber so richtig für einen musikalischen südafrika-beitrag qualifiziert ist die tatsache, dass sie beim „kick-off“-konzert der wm in südafrika zusammen mit alicia keys den song „too late“ performt haben! alicia hat es wohl sehr gut gefallen, zumindest hat sie die jungs vorher via twitter als „crazzy!“ bezeichnet. hier der song „summertime“, der ebenfalls vom 2009er album „after robots“ stammt:
httpv://www.youtube.com/watch?v=3Pv9PivRJUE
wenn man mal einen richtigen nerd-fight lostreten will, dann werfe man mal einem reflektierten musikkritiker vor die füße, dass kwaito die südafrikanische form von hip hop ist. auch wenn es für mich beim ersten hören so klingen mag, liegen die wurzeln von kwaito wohl eher in verlangsamten house- und akkordeon(!)-beats, auf die dann gerappt wird.
der angesagteste im sinne von erfolgreichste rapper in südafrika ist derzeit HHP (a.k.a. double hp oder hip hop pantsula) der meist in der tswanasprache setswana performt. er ist hier nicht nur dabei, weil es natürlich immer interessant klingt, rap auf anderen sprachen als englisch bzw. deutsch zu hören: mir gefällt seine postive art, mit hip hop und rap umzugehen.
bevor ich mich in irgendwelchen klischees mit „lebensfreude“ wiederfinde, verweise ich euch einfach an HHP mit „mpitse“, dass übrigens 2009 bei den mtv africa music awards den 1. preis abgeräumt hat. wer sich hier nicht ins kopfnicken begibt, ist selbst schuld – oder mag keine mainstream-tauglich produzierten hip hop-platten. für puristen dürfte der starke hang zu dancehall-elementen, der auch in südafrika gerade sehr angesagt ist, sicherlich keine freude sein, aber die leute hören es halt. beleg wäre der aktuelle hhp-hit „show dem“.
für den post aber etwas mit mehr oldschool in den genen: im video zu „all i need“ blickt der rapper aus mmabatho mythisierend auf seine hip hop-sozialisation zurück, die im unterhemd beginnt und im porsche cayenne endet. ohne waffen, nackte ärsche und sonstigem territoriumsmarkierungsgehabe steht da ein fetter hip hop-track:
httpv://www.youtube.com/watch?v=A7GMi4ZIFZc
der derzeit angesagteste mc ist – zumindest nach eigener auskunft – spoek mathambo. musikalisch tritt er entweder als electro-rapper oder zusammen mit sibot als ethnotechno-band „playdoe“ in erscheinung. optisch ist der illustrator und mc aus johannesburg dabei eine art postmodern-zulu-style-avantgarde, was ihm im „vice guide to south africa“ (ab s. 10) ein launiges interview bescherte. spoek mathambo ordnet sich selbst kwaito und house zu, auch um sich von hip hop abzugrenzen. für ihn ist kwaito „ein haus aus schweiß“, was auf den einzigen zweck dieser musik verweisen soll: tanzen.
spoek mathambo ist also südafrikanische electro-avantgarde, allerdings mit dem anspruch ohne doppelten boden zu funktionieren. deutlicher wird diese haltung in einem videoprojekt, dem spoek als playdoe mit „gravy yard“ die musik verpasste, und dass sein verständnis vom kulturellen erbe seines landes offenbart.
als vorankündigung zu seinem bald erscheinenden debüt-album, hat spoek mathambo zum track „gwababa (don’t be scared)“ ein video gedreht. mir gefällt der kontrast aus konzeptkunst-ideen a la deichkind (plastiktüten als kleidung) und den budget-grenzen (fliesenboden im jugendclub). wer so viel kreativen drang besitzt, wird früher oder später noch mehr von sich hören machen:
SPOEK MATHAMBO & MSHINI WAM – GWABABA (DON’T BE SCARED) from spoek mathambo on Vimeo.