fernsehen ist ja eine ambivalente geschichte. durchaus kreative ausdrucksformen stehen tonnen trash gegenüber. fernsehen kann bilden und unterhalten, es kann aber auch lähmen und einem die aufmerksamkeitsspanne eines ads-geschädigten kindes verpassen/OH EIN EICHHÖRNCHEN!
wenn man die 5 % gutes fernsehen nimmt, ist die late night-show sicherlich die königsdisziplin. auch wenn das deutsche fernsehen mit dem mittleren schmidt (also nach feuerstein und vor narzisitischer langeweile) eine passable variante hatte, liegen die us-legenden wie lettermann, leno oder jon stewart immer noch weit darüber. politik, unterhaltung, satire und boulevard kommen hier im besten fall so zusammen, dass eine unterhaltsame variante des feuilletons zustande kommt.
ein wiederkehrendes element sind live-auftritte von musikern, die von gelangweilter promo bis kalkuliertem skandal reichen können. beim indiepedia-blog sind wir vorhin über einen grandiosen auftritt von JANELLE MONÁE bei david lettermann gestolpert:
httpv://www.youtube.com/watch?v=rzZnao2fbRQ
die 24-jährige (!) musikerin mit der toupierten tolle dürfte deutschen fernsehkieckern mit ihrer version des hot-chocolate-klassikers „are you getting enough happiness“ aus der brause-reklame bekannt sein.
durch die popkulturellen leitmedien tigert sie seit einigen wochen mit ihrem zweiten album „the archandroid“. INTRO hört in ihrem sound nicht weniger als die verschmelzung von r’n’b, soul, rockabilly, klassik, jazz, punk, mary poppins und muhammad ali.
für SPEX ist sie ein „tolle tragender soul-cyborg“. dazu kommt noch ein umfassendes, auf fritz langs „metropolis“ basierendes kunst-konzept, dass das neue album auf der zweiten und dritten suite der filmmusik basiert und zusätzlich sowohl als film, als auch als comic erscheint. totally insane.
was aus ihrer obigen performance samt remineszenz an james browns legendäres kniefall-cape (ab 3:02) am deutlichsten hervorgeht: die junge dame LEBT ihre auftritte. angeblich wollte sie ursrpünglich musical-darstellerin werden, was ihren hang zu extrovertierten gesten und tanzeinlagen erklären würde. klar resultiert ihre hit- und tempofreude sicherlich auch daraus, dass sie derzeit mit hilfe von big boi und puffy – der sie zuerst über myspace kontaktiert haben soll – zum pop-sternchen aufgebaut wird.
der entscheidende unterschied zu „mitbewerberinnen“ wie rihanna und co.: sie macht das ganze ohne dekolleté, beinausschnitt oder rückenfreie wälzeinlagen – nicht das das bei beyoncé nicht gut aussähe, aber mal ehrlich es fällt dann doch auf, wenn eine junge sängerin im pop biz explizit nicht als körper ausgestellt wird.
JANELLE MONÁE begeistert stattdessen mit ihrer energie, bühnepräsenz und detailverliebten zuneigung zu den popmusikalischen ahnen der zweiten hälfte des 20. jahrhunderts. gleichzeitig ist sie eine mündige künstlerin, die sich mit der „wondaland arts society“ ihr eigenes künstlernetzwerk in atlanta aufgebaut hat.
genug gelobt, hier noch zwei offizielle streams aus „the archandroid“ bei soundcloud: