Mittlerweile *hüstelhüstel* können wir ja schon auf eine kleine Historie an musikalischen Veröffentlichungen zurückblicken. Und einer der da sicherlich heraus sticht ist der Online-Release der Talking to Turtles „monologue remixed“. Das Stück von 2010 war lange Zeit der heiß begehrteste Download auf unserer Serverpartition. Seit kurzem residiert er auf Soundcloud zum Streamen & Herunterladen.
Warum ist das Teil so erfolgreich? Klar, zunächst einmal ist das „Ausgangsmaterial“, das Debütalbum von TTT eine ausgezeichnete Scheibe. Vorher kannte man das ja nicht, dieses manchmal wohlig Warme, zugleich aber auch melancholisch Ferne, das Wispern, den Turtles-Sound eben. Ganz entscheidend ist aber, dass „monologue remixed“ eben nicht „nur“ klassische Remixe versammelt. Sondern Neubearbeitungen, teilweise Cover, eigenständige Versionen der Songs.
Und die dritte Zutat ist die Besetzung: Supershirt, the Micronaut, Wooden Peak, Trickform (a.k.a Lake People), Clannish (a.k.a. Cle von Klinke), einer der ersten öffentlichen Tracks von Me and Oceans, … Eine Zusammenstellung, die einem Gruppenfoto gleich kommt. Das ist mehr als ein „Netzwerk“, das sich irgendwo zwischen Rostock und Leipzig einpegelt. Das ist ein sehr starkes und spannendes Spektrum an Interpretationen von elektronischer und akustischer Musik. Wer noch ein Thema für seine Musikwissenschaftsabschlussarbeit sucht und kein Bock auf Georg Philipp Telemann hat, der kann ja von der Scheibe ausgehend mal die Entwicklungen der jeweiligen Stilistiken seit 2010 nachzeichnen.
Was dafür unbedingt als Vergleichswerk herangezogen werden sollte, ist das gestern veröffentlichte Wooden Peak Remix-Album. Denn den Herren Bode und Wolter ist es gelungen, die drei benannten Zutaten erneut erfolgreich zusammen zu führen. „Polar-Revisited“ ist ein ganz ausgezeichnetes Set und man kann jetzt schon erahnen, dass die Playlist in so manchen WG-Küchen, tragbaren Abspielgeräten und lauen Sommernächten hoch und runter laufen wird. Über die Qualität der Ausgangsplatte braucht man hier keine Worte verlieren. Auch die Freiheit der Bearbeitung hat zu sehr eigenständigen und im Grundklang dennoch homogenen Stücken geführt.
Und die Besetzung… Das strotzt nur so vor Geschichten: Micronaut, regelmäßiger Tischtennis-Opponent für Herrn Wolter hat „Ping Pong Village“ geremixt. Boris Gronemberger hat sich „Shrimp“ vorgenommen. Die Jungs trafen ihn 2012 in Belgien und verknallten sich in seine Band V.O. Wir schrieben „Hooverbag“ zur Bearbeitung aus und erhielten eine Sahnestück von HELMS! Die Turtles revanchieren sich mit einem wunderbaren Cover von „Ferdi & Quem“ für die Bearbeitung der beiden vier Jahre zuvor. Und eine Kanadierin und ein Erfurter Berliner bearbeiten einen Song, ohne sich getroffen zu haben. [Zu Miss Emily Browns & Alex Binders „Anorak“-Version folgt (sehr) bald unten noch eine Überraschung]. Und natürlich die Klinkingers, die Freitag selbst mit ner Remix-Platte rauskamen, auf der Wooden Peak mitwirkte und andersherum genauso.
Kurzum: HÖREN! Und/oder auf der Künstlerseite herunterladen.