Bild: Flyer New York City Sounds // Copyright
Es gibt musikalische Freundschaften, also nicht nur Freundschaften, die irgendwie im Musikbereich stattfinden, sondern gemeinsame Beziehungen zu Musik. Daniel Beilschmidt (Universitätskantor) und Arpen (Mister 1000 %) haben ein solche Beziehung – und der gehen sie Samstag öffentlich nach.
Das Programm „New York City Sounds“ ist dementsprechend auch mit „eine persönliche Spurensuche“ untertitelt. Beide verbinden seit Ende der 90er Jahre gemeinsame musikalische Einflüsse, die sich geografisch und ästhetisch in New York verorten lassen. Seien es die zahlreichen Musiker und Produzenten aus Folk, Jazz und Hip-Hop, die hier entscheidende Lebensphasen verbrachten und künstlerisches Neuland betraten oder die Avantgardekomponisten John Cage und Morton Feldman.
Am Samstag ab 20 Uhr kann man diese Suche in der Philippuskirche Leipzig bei Eintritt gegen Spende miterleben (Facebook). Neben dem Programm – das ohne große Geste „U“ und „E-Musik“ vereint – sind Ort und Besetzung des Konzerts lohnenswert.
Die Philippuskirche am Karl-Heine-Kanal (Aurelienstraße 54, 04177 Leipzig) dürfte auch vielen Leipzigern kein Begriff sein, dabei ist sie ein athmosphärisches Kleinod. Der Kirchsaal ist in halbkreisförmigen Reihen aufgebaut, was nicht nur eine architektonische Ausnahme ist, sondern den Ort für Konzerte quasi vorbestimmt. Zwei musikalische Entdeckungen verbergen sich im Inneren: Ein grandioser Konzertflügel, auf den Arpen sich jetzt schon freut und die historisch-technisch ziemlich einzigartige Jehmlich-Orgel (Stichwort „elektropneumatische Kegellade“, weißde bescheid, ge). Die Spenden des Abends sind zur Restaurierung der nur noch sehr eingeschränkt bedienbaren Orgel bestimmt.
Daniel und Arpen haben sich zur Umsetzung ihres ambitionierten Programms aus kammermusikalischen Bearbeitungen von Popsongs und Avantgarde-Werken zwei Mitstreiter ins Boot geholt. An der Gitarre wird Jonas Wolter (Wooden Peak!) eingreifen. Außerdem dabei: Kristallklangschalenkünstlerin Pina Bettina Rücker: „Die warmen Sinustöne ihres spannenden, noch sehr jungen Instruments entfalten sich langsam und intensiv im Raum.“, schreibt Daniel.
Zusammengefasst: Das lohnt sich umfassend. Programm extra nur für diesen Abend arrangiert und geprobt, grandiosen neuen Konzertraum entdecken und herausfinden, wie Klangschalen klingen! Das Ganz auch noch für den guten Zweck. Herrlich. Wir sehen uns.
Programm:
Lou Reed/John Cale Open House
Lou Reed Helloween Parade
John Cage Two
Leonhard Cohen Chelsea Hotel
—
Morton Feldman Only
Woodkid Brooklyn
John Cage A Room
Philip Glass Two Pages
Yoko Ono Goodbye Sadness
John Cage Dream