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What is this / Sarah O’Holla / myhusbandsstupidrecordcollection / Copyright

 

Nachdem Arpen das Ding neulich auch entdeckt hat, ist der Moment gekommen: Wir können es auch mal im Blog featuren. Und zwar ein anderes Musikblog, das vermutlich schönste Reviewblog des Internets: „My Husband’s Stupid Record Collection“ von Sarah (und manchmal ihrem Ehemann Alex).

Das Konzept ist so simpel wie hart: Sarah hört _jede_ Platte aus der 1500 Stück großen Sammlung ihres Mannes in _voller_ Länge und arbeitet sich dabei _alphabetisch_ durch die Regale.

Da Sarah das bis jetzt (sie ist noch bei Buchstabe B) astrein durchzieht, ist ihr Blog ein viraler Volltreffer geworden und alle großen (und mit uns auch kleinen) Musikblogs haben über sie berichtet. Und es macht tatsächlich Spaß, ihre Rezensionen zu lesen.

Der erste Grund dafür sind die Erinnerungen, die an Platten haften und mit in die Rezensionen einfließen, wie zum Beispiel Alex‘ Angewohnheit, „Yaketi Sax“ von Boots Randolph zum Aufstehen zu spielen, wenn Gäste da sind.

Der zweite Grund ist die stilistische Fächerung der Platten, die dazu führt, dass Sarah nie genau wissen kann, ob sie jetzt eine Schmuseplatte zieht oder eine Hardcore-Band. Aber egal ob Stimmung und Band übereinander passen, sie versucht sich einen Reim darauf zu machen:

The first song, “Among the Living,” starts like a regular “heavy metal” song but then gets REALLY FAST! OMG how? How is it so fast?? Hold on, I have to listen to the lyrics. Okay, yes, they’re saying “murder” over and over again, next is “hatred.” AHHH!!!!! I’m so scared!!! Also, a little excited. Here comes a crazy guitar solo, I feel like I’m on a roller coaster, my heart is beating faster. I can see the urge to “head bang,” if you will, or jump into a crowd and start punching, but I’m really enjoying listening to this while sitting still on the couch in my living room, it makes you feel energetic on the inside, without the fear of getting punched in the boob. – Review Anthrax „Among the Living“

Und damit sind wir beim entscheidenden dritten Punkt, warum das Blog so unterhaltsam zu lesen ist: Die Platten werden bis zum Schluss gespielt und kommentiert. Ohne musikwissenschaftliche Überfliegerei, ohne cooles Getue und oft eben auch ohne großes Kontextwissen. Und für genau diese Position muss Musik gemacht sein. Egal ob Lederjacke oder Glitzer im Gesicht (oder beides und dafür keine Hose an), Musik muss dich da abholen, wo du gerade stehst. Und das Leben ist sicherlich zu kurz für Geschmacksfaschismus.

 

[PS. In den USA läuft rund um das Blog eine Diskussion um Geschlechterklischees: Es geht im Grunde darum, dass das Blogkonzept das Musiknerdtum nur den Jungs zuschreibt und die Rolle des verständnislosen, (sub-)kulturfernen braven Frauchens bedient wird, dass sich Woody Allen-mäßig von seinem weltgewandten Mann belehren lassen darf. Dafür kann natürlich niemand sein und wer das Blog liest kann auch schwerlich auf die Idee kommen, dass dem aktiv Vorschub geleistet wird. Aber egal, man sollte wenigstens mal drüber gesprochen haben, gell. Gerade in der Musikwelt!]


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