Bild: Strand 22 // Copyright Strand22
Es ist natürlich ein großer Quatsch, Musik auf Jahreszeiten zuzurechnen, denn irgendwie ist die Einheit, in der sich Musik entfaltet (Seele) doch so viel kleiner und individueller als durch die Neigung der Erdachse hervorgebrachte Witterungsumschwünge (Jahreszeiten). Gut, Guiseppe Verdi hat da ne veritable Nummer draus gemacht, aber das ist eine andere Geschichte.
Nichtsdestotrotz machen das Musikjournalisten und Musiker die ganze Zeit: Eine Winterplatte hier, ein Sommersong da. Wenn es eine Jahreszeit gibt, die am ehesten auf Klinke auf Cinch passt, ist es der Spätsommer. Na klar kann man auf Klinke auch in von Atemluft beschlagenen Wintern tanzen, oder sich von den Thüringern den Mai schön machen lassen. Aber in den Spätsommer passen sie doch ganz besonders.
Mit ihrer Musik, die sich in Kreisen ausbreitet, und mit derselben Gewissheit auf Höhepunkte zusteuert, wie die letzten Wochen des Sommers, in denen sich alle danach sehnen, aufzusaugen und für die Zeiten abnehmenden Lichts Vorräte zu schaffen. In der tiefer stehenden Sonne kommt auch die zarte Melancholie, die in den deepen Klängen und Vocalparts liegt, erst so richtig zum Tragen.
Wie passend, dass Klinke morgen ein DJ-Set im Strand22 spielen. Jedem rund um Jena, der noch ein paar Erinnerungen für den Herbst bunkern will, sei der Gig am Freitagabend empfohlen. Vorher spielt Stachy, DJ und Produzent, der u.a. für das Pentatones-Album „Devils Hand“ verantwortlich zeichnete. Wer es nicht an den Strand22 schafft, dem können wir dennoch was
Kleines in die letzten Augusttage mitgeben.
Ab jetzt gibt es die letzten zwei Klinke auf Cinch-Alben auch bei Bandcamp zu absolut Sommerschlussverkauf tauglichen Preisen. Das zuletzt prominent geremixte Album „highs & hills“ für 5 Euro zum Download und das erste musikalische Achtunsgzeichen von Klinke auf Cinch in Langspielformat, „palumar“, von 2009 als pay what you want-Variante. Mit der großartigen Paula Akinsinde als Vocalist. Ein echter Klassiker des analogsoul-Katalogs.
Damit erblickt „palumar“ erstmals seit Ausverkauf der ersten CD-Auflage von 300 Stück wieder das Licht der Welt. Lohnt also auch für langjährige Klinke-Fans. Und im Spätsommer sowieso für alle.