diese woche begeben wir uns auf dünnes eis: wir loten die musikalischen gefilde deutlich stärker in richtung populär aus, als bei uns üblich. anlass ist eine schier unglaubliche comeback-welle im popbusiness – nicht nur das mittlerweile jeder electropop-newcomer so wie depeche mode klingt (die ja schon längst ihr comeback hatten). nein, die (anti-)helden unserer musikalischen kindheit werfen ihre hüte wieder in den ring: cindy lauper, phil collins, ace of base und angeblich sogar abba! wir überprüfen die veröffentlichungen auf die frage: auferstanden oder untoter pop-zombie?
den auftakt gibt mit joe cocker ein ehemaliger installateur mit reibeiserner stimme aus sheffield, der in seinem leben schon wichtigere comebacks als musikalische hatte. um den strauß aus üblichen musikjournalistischen vorurteilen über den guten mann voll zu machen: seit seiner erfolgreichen entziehung in den 80ern eher formatradio-typ, der besser im song covern als schreiben ist.
dabei ist der mann doch sogar mit einer cover-nummer erst zur woodstock-ikone aufgestiegen, 1969 mit dem beatles-hit „a little help from my friends“:
httpv://www.youtube.com/watch?v=uQYDvQ1HH-E
von seinem aktuellen – schwankenden angaben zufolge 21. oder 23. – studioalbum „hard knocks“ war unter gegeben vorurteilen natürlich keine innovationskraft erwartet worden aber good ol‘ joe hat sich ein bisschen rausgewagt und eine deutlich spritzigere scheibe hingelegt, als es ihm bei den vorgängern gelungen war. zusammen mit dem produzenten matt serletic (u.a. matchbox twenty, santanas „smooth“) hat joe cocker seinen sound modernisiert ohne seine seele zu verkaufen.
der titeltrack „hard knocks“ ist eine ode für cockers rockig-röhrende stimme, und schafft es dabei zum glück, ohne 80er saxophonklischees auszukommen. danach kommt mit „get on“ gleich ein gutes uptempo-stück, dass die soul&funk-gene seines interpreten beweist. cockers markenzeichen bleiben aber natürlich die balladen, die auch 4 von 10 songs stellen. die große schmalz-falle umgeht „hard knocks“ durchgehend, dennoch muss man natürlich freund getragener stücke sein, um dabei glücklich zu werden. idealtypisch: frauenchor + piano + cocker = „thankful“. dazwischen gibt cocker immer mal wieder den storyteller und streut auch bluesrockstücke ein.
insgesamt ein sehr rundes album, gehobener mainstream mit einem überraschend inspirierten joe cocker. persönliches highlight der platte ist das einzige cover und der letzte song der platte: „I hope“ von den dixie chicks. eine rockige pop-bluesballade mit gospelchor als rausschmeißer:
httpv://www.youtube.com/watch?v=KlaDukt2YY0
fazit zu „hard knocks“: keine innovationsrakete, aber mit freude gemacht. das geschmackloseste am album ist das cover, musikalisch kein song der gar nicht geht. stimme und sound sind gut abgehangen – aber alles andere als untot!