tipp // MUSIKALISCHES FERIENCAMP


Auf der Bühne oder im Ohr auf dem Fahrrad hat Musik beinahe magische Fähigkeiten: Sie kann unseren Pulsschlag ändern, unsere Stimmung, uns an andere Orte bringen und dafür sorgen, dass aus dem Mund des nervigen Typs gegenüber statt Gesabbel der Refrain deines Lieblingssongs kommt. Deswegen hat vermutlich jede/r auch schon mal probiert, irgendwie selbst musikalisch tätig zu werden. Meist hört es nach den drei, vier Akkorden für die Lagerfeuersongs auf, oder am Preis eines Schlagzeugs, oder einfach an der Ausdauer des Übens.

Wenn man ein paar Bands und Musikprojekte erlebt hat, weiß man, dass es fast nie am angeblich mangelnden Talent liegt. [Ok, es gibt Fälle aber das wäre jetzt echt unfair gegenüber Andi, ihn hier zu erwähnen.] Vielmehr fehlt meist einfach der barrierefreie Zugang zu Musik. Du brauchst einfach greifbare Vorbilder und eine entspannte Atmosphäre, die dir automatisch Anreize setzt, auszuprobieren und dich zu verbessern.

Die Mehlhose, der Erfurter Leuchtturm in Sachen unabhängige Musik, schafft diesen Sommer genau so eine Atmosphäre. Wer musikbegeisterte Kinder, Geschwister, Nichten&Neffen, Großcousins & Co. hat, sollte das „1. Franz Mehlhose Ferien Band Projekt“ in Erwägung ziehen. Wir haben Philip von der Mehlhose gefragt, was dort passiert.
Wie genau funktioniert das Ferienband-Projekt für die Kids?
Die Kinder melden sich über ein kleines Formular an. Zielgruppe ist dabei grob „Schulkinder“, wir wollen uns da aber nicht zu sehr einschränken. Es geht nicht so sehr darum, dass die Kids irgendwelche Vorerfahrungen haben, sondern vielmehr darum, dass sie Spaß am Instrument beziehungsweise am gemeinsamen Musizieren entdecken. Gerade in dem Alter sind ja viele noch unsicher und empfinden das „Lernen“ von Instrumenten als „Schule“. Spielt man aber in einer Band, wird es auf einmal spannend!

Wir werden jeweils vier bis sechs Kinder einem Betreuer zuordnen, der dann schaut, wie er die Instrumente verteilt. Am Ende kann da auch eine ganze Band aus Percussion-Instrumenten herauskommen, oder ganz klassisch mit Gitarre, Gitarre, Bass, Drums und Vocals, oder ne Acapella-Truppe mit ’nem spannenden Text.

Zweimal zwei Stunden am Tag (von 10-12 und 13-15 Uhr) probieren die Kinder dann eigene Songs ein. Eine Woche lang von Montag bis Samstag. Dazwischen gibt es Mittagessen bei uns in der Mehlhose. Wir sind sozusagen über den ganzen Zeitraum zentraler Anlaufpunkt. Bei uns findet auch am Ende ein Abschlussevent statt. Zu dieser Gala sollen alle Bands ihre fertigen Songs vorstellen und dazu ihre Eltern, Großeltern und Freunde einladen.

Wen konntet ihr als musikalische Leiter für die Bands gewinnen?
Das hängt auch ein bisschen davon ab, wie viele Kinder wir zusammenkriegen. Gruppen bestehen ja, wie gesagt, aus vier bis sechs Kindern. Ohne großartig Namen zu nennen, sind das Leute aus dem Zughafen-Kollektiv und Musikpädagogen aus den Musikschulen Musikwerk Fränzel und der Music Art School und Jan Roth ist übrigens auch dabei.

Wow, klingt profund. Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen?
Wir sind ja schon immer darauf bedacht, ein Programm für die ganze Familie bereitzustellen. Die Familie zusammenzubringen, ohne dass es jemandem peinlich sein muss und dem Alterspektrum keine Grenzen zu geben. Aber wie schon erwähnt, ist es eben diese Sache mit der frühen Begeisterung für Musik, die irgendwie geweckt werden muss, damit man nicht den Mut oder die Lust verliert. Außerdem haben Kids neben Jugendclubs und Schulfesten nie die Gelegenheit, in richtigen Clubs zu spielen. Auch dieses spezielle Gefühl, live auf einer richtigen Bühne, fernab vom Schulkontext zu stehen, ist viel wert. Vielleicht ergeben sich aus dem Projekt Eigeninitiativen und die Kids entdecken für sich, dass sie das gern weitermachen möchten.



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