tipp // URAUFFÜHRUNG


„here lies Bob Dylan
murdered from behind
by trembling flesh
who jumped on him
for solitude“ – bob dylan „tarantula“

die jahre 1964 bis 65 waren harte jahre für bob dylan. er hatte damit zu kämpfen, zur musikalischen und politischen ikone des aufbruchs der 60er stilisert worden zu sein. und das missfiel dem eigensinnigen musiker. als er 1965 dann auf einmal anfing die elektrische gitarre zu spielen und mit band aufzutreten, anstatt allein mit akustikgitarre & mundharmonika zu singen, wurde das von seinen fans nicht nur wenig geschätzt – sie beschimpften ihn sogar als „judas“ dafür. sie beschimpften ihn dafür, seine idee von musik umzusetzen.

den berühmten sänger dylan – der noch von ein paar jahren der kleine bobby zimmermann aus dem mittleren westen war – spornte das ebenso an, wie es ihn auch verstörte. er geriet – nicht zuletzt auch durch seinen heroin-konsum – in einen wahren wahn: wenn die fans buhten, forderte er seine band auf, lauter zu spielen. ihnen war seine musik zu modern? er spickte sie mit zitaten und querverweisen zu literatur und alten blues-songs. er sollte wieder den guten folk spielen? er versuchte die rock-musik neu zu erfinden.

in jenen jahren schrieb er auch ein buch, „tarantula“. als stream of consciouesness geschrieben, steht es für den genialen wahn dieser jahre: surreale wortspiele, drogenerlebnisse und eine betrachtung der literatur aus sicht der popkultur.

jenen text hat sich ARPEN als grundlage für seine hommage an bob dylan zu dessen 70. geburtstag genommen. der bandleader von MUD MAHAKA hat ein mehrsätziges stück für chor geschrieben, dessen titel „a rude awakening“ aus dem sechsten kapitel des fragmentarischen werks entlehnt ist.

an diesem freitag kommt das chor-stück zur uraufführung und was sich nach den proben bereits sagen lässt, ist dass es ähnlich wie dylans streben in jener zeit, seine musik-gattung an die grenzen führt. das VOCALCONSORT LEIPZIG unter der leitung von gewandhauschorleiter gregor meyer ist nicht mehr auf seine eigentliche funktion des textvermit-telnden klangkörpers beschränkt. so wie die sprache des songwriters dylan (den man nur schwerlich als literaten verorten kann) verbindet die komposition „a rude awakening“ wort, ton und deren artikulation zu einer untrennbaren einheit: „Die Texte des Romans entfalten erst durch die Aussprache bzw. das ‚Klingen-machen‘ ihre Bedeutung.“, sagt arpen.

einen rudimentären eindruck vermittelt der kleine teaser:

A RUDE AWAKENING from ANALOGSOUL label on Vimeo.

 

dass das ganze im UT connewitz stattfindet, setzt dem ganzen die krone auf. welcher konzertort in leipzig ist selbst schon so gespickt mt querverweisen? eines der ältesten lichtspielhäuser deutschlands mit antikem portikus, in den 80er jahren ort für underground-konzerte und seitdem zum glück nicht von seiner pattina gereinigt.

kurzum: an diesem freitag bringt einer der renommiertesten chöre leipzigs gemeinsam mit MUD MAHAKA ein stück eines jungen leipziger komponisten nach texten von bob dylan auf die vermutlich schönste bühne der stadt. 25 sängerinnen und band. wem das nicht spektakulär klingt, dem sei ans herz gelegt, dass MUD MAHAKA an jenem abend auch den release ihrer EP „yes my riend but what is“ feiern werden.

02.12.2011, 21 uhr
UT CONNEWITZ
urauführung „a rude awakening“ mit dem vocalconsort leipzig (ltg. gregor meyer)
& record release MUD MAHAKA „yes my friend but what is“

(10 euro / 8 euro ermäßigt)

 



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