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Über die Vergütung von Musik-Streaming haben wir bereits öfter gesprochen und auch hier geschrieben, ebenso über das Ärgernis, dass die großen Verlagskonzerne versuchen, die „alte Ordnung“ der Musikindustrie auch im Internet wieder herzustellen. Gleichzeitig führt natürlich auch für uns kein Weg am Streaming vorbei: Seit 2013 verdienen wir bei analogsoul mehr Geld mit digitaler Musik als mit Verkäufen von CDs oder Vinyls, insgesamt machen Streams 20 % unseres Umsatzes durch Musik aus.
Nicht zuletzt aufgrund dieser (weiterhin steigenden) Bedeutung, sind wir aber auch daran interessiert, Streams für Hörer, Musiker und auch die Streaming-Anbieter fairer zu vergüten. Selbst Marktführer Spotify hat trotz über einer Milliarde Dollar an ausgeschütteten Gebühren noch in keinem Geschäftsjahr eine schwarze Null geschrieben, u.a. weil Giganten wie Sony sie fest im Griff haben.
Die Berliner Kooperative RES()NATE könnte so eine Alternative im Musikstreaming werden. Peter Harris, Web-Entwickler, DJ und Produzent, der viele Jahre in Los Angeles in der Musik-Industrie gearbeitet hat, ist seit einigen Wochen kräftig dabei, seinen Traum umzusetzen: Musik im digitalen Bereich fair zu vergüten.
Abrechnung pro gestreamtem Song
Der Clou seiner Idee: Bei Resonate zahlt man nur das, was man tatsächlich hört. Das „pay as you go“-Prinzip, das wir aus dem Einzelhandel kennen, würde Streaming für die meisten Hörer noch günstiger machen, als die monatlich 10 Euro für das Spotify Premium-Abo. Außerdem werden Songs, die oft gehört werden, kostenfrei als Download bereitgestellt: Die Idee ist, dass nach einer gewissen Zahl von Streams, die den Downloadpreis decken würden (etwa neun Mal anhören), die Datei automatisch in den Besitz des Hörers übergeht. Dieses Modell stellt einserseits sicher, dass Hörer zunächst wie auch in anderen Streaming-Plattformen günstig Musik entdecken können. Gefällt ein bestimmter Song oder Künstler besonders gut, kann er ihn durch wiederholtes Streaming andererseits Teil der eigenen mp3-Sammlung werden.
Teil werden
Resonate ist derzeit im Aufbau und soll zunächst von Kollaborateuren in einem Genossenschafts-ähnlichen Modell ausgebaut werden. Man kann das Projekt schon jetzt per Crowdfunding unterstützen und dabei „Credits“ zum Streamen anhäufen, indem man die Idee teilt (z.B. via Twitter, Facebook oder in Blog-Posts).
Für fünf Euro im Jahr kann man Mitglied werden, hat Mitsprache-Recht in Entscheidungen und wird eine Dividende von den Jahreserlösen erhalten. Für Labels, Bands und Solo-Künstler lohnt sich das besonders, weil sie dann einen 70/30 Split von Resonate bekommen, also sehr viel mehr Anteile vom Umsatz als marktüblich.
Zukunftsmusik?
Wenn die geplante Crowdfunding-Kampagne im Juli oder August erfolgreich ist, wird eine erste Version der App Ende des Jahres an den Start gehen. Auch dann sind natürlich noch einige Hürden zu nehmen: Zum Beispiel die Frage, welche Musik auf Resonate überhaupt verfügbar sein wird. Gründer Peter ist sehr gut vernetzt und rührt gerade mächtig hinter den Kulissen, um Indies wie uns ins Boot zu bekommen. Der weitere Plan ist, bekannte Künstler, die sich bereits öffentlich über Streaming und dessen Vergütung geäußert haben, mit dem Modell anzusprechen. Zu Taylor Swift, Thom Yorke, Prince und anderen bestehen bereits Verbindungen. Major-Konzerne wie Sony oder Universal sind im dritten und letzten Schritt anzugehen. So wie diese sich bisher verhalten, wird das vielleicht nicht erfolgreich, aber zumindest unterhaltsam.
Wir finden die Idee natürlich „super geil“, wie Peter, es ausdrückten würde. Wir sind als Partner-Label Teilhaber des Projekts und dürfen damit sogar etwas mitreden. Das Team ist sehr freundlich und engagiert und ihre Idee ist ebenso notwendig wie auch utopisch – genau die richtige Mischung für unser Grundanliegen, unabhängige Musik in digitalen Zeiten zu ermöglichen.