Bild: Dave Bönsch im Still aus „Freiheit, Freiheit, Wirklichkeit“ // Bejamin Büttner // Copyright relativ kollektiv
Auf der Suche nach der Realität des Lebens von unabhängigen Musikern hat uns das Film- und Kunstkollektiv Relativ Kollektiv über ein Jahr lang in Leipzig, Berlin, Erfurt und Jena begleitet. Der Film „Freiheit, Freiheit, Wirklichkeit“ stellt unsere Bands in ihren Lebenswelten vor: in Proberäumen, beim Field Recording, zu Konzerten aber auch beim „Brotjob“. Die Regisseure André und Benni entdecken dabei Situationen zwischen Hingabe und Resignation und beleuchten die alltäglichen Fragen von Menschen, deren Leben sich auf ihre Leidenschaft stützt.
Seit heute ist der Film auf Youtube in voller Länge zu sehen. Wir haben André und Benni vom Relativ Kollektiv aus diesem Anlass interviewt und auf die Kooperation und ihre Ergebnisse zruück geblickt.
Unsere erste Zusammenarbeit war die Landgang-Reihe. Wie seid ihr damals darauf gekommen, unsere Bands zu portraitieren und wie ist daraus die Idee zu einer Doku über unabhängige Musik entstanden?
Am Anfang stand das Ziel, eine unabhängige Dokumentation im Alleingang zu produzieren und das Thema Musik war aus eigenem Interesse sehr naheliegend. Die erste Idee, eine Dokumentation über die illegale Techno-Open Air-Szene zu machen, stellte sich schnell als nicht realisierbar heraus. Als wir uns dann wieder zusammengesetzt haben und Musiker aus Leipzig durchgegangen sind, kamen wir zwangsläufig auf Analogsoul. Eine kurze E-Mail und ein Treffen mit Fabian Schütze haben das Projekt dann direkt gestartet. Wir konnten allerdings nicht einfach so loslegen: Die beteiligten Musiker kannten uns ja noch gar nicht und einige hatten noch Vorbehalte ob der Idee, so nah hinter den Kulissen begleitet zu werdem. So kam es zur Landgang-Serie, ein erstes Herantasten an die Menschen, in deren Lebenswelten wir eindringen wollten.
Schaut man eure Werke an, fällt auf, dass ihr in euren Portraits filmisch sehr schnell und eindrücklich zum Kern einer Sache – einer Band als Gruppe, oder dem Antrieb Musik zu machen – kommt. Verfolgt ihr dabei eine bestimmte Technik oder geschieht das intuitiv?
Ich denke, dass unser eigenes Interesse an der jeweiligen Musik und die schnell aufgebauten zwischenmenschlichen Sympathien, ein wesentlicher Bestandteil sind, um an das von Dir beschriebene Ziel zu gelangen. Das geschieht alles intuitiv und basiert auch auf dem wortlosen Zusammenarbeiten zwischen uns als Regisseuren.
Im Mai vergangenen Jahres gab es in Leipzig eine halb-öffentliche Premiere für »Freiheit, Freiheit, Wirklichkeit.«. Was ist im Jahr danach mit dem Film und euch passiert?
Wir haben das gemacht, was Filmemacher mit einem Film nach der Produktion für bis zu zwei Jahre machen: Wir haben uns bei Filmfestivals beworben. Wir wollten schauen, was mit dem Film geht, wohin sich das Format bewegen lässt und wie es wahrgenommen wird. Da das Feedback aus der Industrie darauf hinauslief, dass wir ein Webformat hätten und dieses im Kino, Fernsehen oder auf Filmfestivals nicht richtig funktioniert, wollen wir den Film jetzt für jeden frei zugänglich ins Netz stellen. Ironischerweise wurden wir nach dieser Entscheidung noch in die Dokumentarfilm-Auswahl vom Neisse Film Festival geladen, auf dem der Film dann auch lief.
Euer Weg in die Musik bzw. die Dokumentation von unabhängigen Künstlern hat ja noch einige Folgen außer uns gehabt. Welche Projekte sind daraus in den vergangenen Monaten entstanden?
Letztes Jahr wurden wir vom Fuchsbau Festival eingeladen, eine Dokumentation über das Festival zu drehen. Das in Leipzig ansässige Indoor-Festival Klanggut hat uns auch für ein Aftermovie angefragt. Für den im Film portraitierten Arpen waren wir Anfang 2016 am Dreh seines Musikvideos “For how long, how long” beteiligt. Für den Kunstverein gegenwart e.v. und dessen Veranstaltung „Maschinenhören“ mit Stefkovic van Interesse wurden wir um einen Teaser gebeten. Und aktuell arbeiten wir mit dem Leipziger Musikblog frohfroh zusammen an einer Videoserie über die Leipziger Elektronikszene. Es spricht sich herum, was wir machen und das ist auch gut so, denn wir haben Lust auf die Musikszene in Leipzig und die guten Menschen, die diese gestalten.